Die ersten Verehrer des unbefleckten Herzens Mariae

 

Am 8. Februar 1948 waren es bekanntlich 300 Jahre, dass zum ersten Mal das Unbefleckte Herz Mariae im hl. Messopfer liturgisch verehrt wurde. Es geschah – wie Ihnen ja sehr gut bekannt ist – auf Anregung des hl. Johannes Eudes, den Papst Pius XI. den Vater, Lehrer und Apostel der liturgischen Verehrung der heiligsten Herzen Jesus und  Mariae genannt hat.

An jener geschichtlichen Sttte, wo vor 300 Jahren das erste feierliche Messopfer z u Ehren des unbefleckten Herzens Mariens gefeiert wurde, nmlich in Autun in Frankreich, hat man vor zwei Jahren dieses Jubilum intimster Marienverehrung besonders gefeiert. In der Feier dieses Jubilums erwuchs damals der Plan, in den verschiedenen Dizesen der Welt, in den religisen Orden und Genossenschaften eine umfassende Untersuchung einzuleiten, um die Wege der gttlichen Vorsehung besser kennenzulernen, wie sie immer zu Maria und immer mehr gerade zu ihrem unbefleckten Mutterherzen gefhrt hat. Auf diese Weise knnte man lernen, der stillen Fhrung der Gnade demtiger und segensreicher zu folgen und das Ganze sollte dann ein wahrhaft katholischer Beitrag zur Geschichte und Aszese christlicher Frmmigkeit sein.

Der Hl. Vater hat diesen Plan, der da fr eine grozgige, weltweite Untersuchung und Erforschung der Geschichte der Herz Mariae Verehrung ausgedacht worden war, gutgeheien in einem schnen Handschreiben an den Bischof von Autun, Mons. Lebrun.

Ich lese Ihnen das ppstliche Schreiben vor:

Text dieses Schreibens nicht mehr vorhanden!

Gerade das erhabene Vorbild des Hl. Vaters Pius XII. in seiner Liebe zum Unbefleckten Herzen Mariens und seine oberhirtliche Sorge, uns alle dem Herzen der lieben Gottesmutter zu weihen und immer wieder dorthin zu weisen, zum Thron der Gnaden, das hat die Verehrung des Unbefleckten Herzens Mariae in unserer Zeit ganz gewaltig gefrdert.

Auf Grund dieses Planes und auf Grund dieses ppstlichen Empfehlungsschreibens ging man nun in letzter Zeit berall daran, die Geschichte der Herz Mariae Verehrung zu erforschen.

Whrend nun diese Arbeit in den anderen Lndern schon fast vollendet ist, nimmt sie, durch verschiedene Umstnde verzgert, bei uns in sterreich erst ihren Anfang. Die sterreichische Bischofskonferenz hat am 29. Mrz 1949 den Entschluss gefasst, sich der internationalen Untersuchung anzuschlieen und sie in allen Dizesen, in allen religisen Orden und Genossenschaften durchzufhren. In Wien wurde zu diesem Zweck ein Herz Mariae Werk gegrndet, an dessen Spitze P. Dr. Reinhard Flessenkemper, ss. cc. steht.

Allem Anschein nach kam es bei uns in sterreich ber die Grndung des Werkes nicht viel hinaus. Jedenfalls bei uns in Salzburg wurde in dieser Hinsicht bisher noch nichts unternommen, wie mir aus einem Schreiben des genannten P. Flessenkemper  klar wird, das ich Ende des Jahres erhielt. Das Schreiben an mich lautet:

Text dieses Schreibens nicht mehr vorhanden!

Bei uns in Salzburg kommen wir aber nicht sehr weit zurck, was die Geschichte der Herz Mariae Verehrung betrifft: (Da ist vor allem ihr Haus, das seit Grndung 1886 sicher immer ein Mittelpunkt der Herz Mariae Verehrung in unserer Dizese war: still und treu und innig wurde hier von jener Zeit an durch Gebet und Opfer und vor allem durch ernste Nachahmung der Tugenden des unbefleckten Herzens Mariae dieses reinste Herz verehrt. Und als dann die Kirche erbaut war und am 24. August 1901 von Weihbischof Kaltner der Hochaltar ausdrcklich zu Ehren des reinsten Herzens Mariae geweiht wurde, da beginn in ununterbrochener Reihenfolge die Jahre herauf, also nun schon bald durch 50Jahre, die liturgische Verehrung des Herzens Mariae an dieser Sttte. Wie es aber sonst mit der Herz Mariae Verehrung in unserem Lande aussieht? Und aussah?) Bisher habe ich nur herausgebracht, dass es in unserer Erzdizese an 12 Orten Herz Mariae Bruderschaften gab oder noch gibt, die durchwegs alles vor 100 Jahren, 1844 – 1845 entstanden sind (Mayrhofen, Zell am Ziller, Stumm im Zillertal, Stuhlfelden, Kirchental, Mariastein, Forstau, Steinberg, Kelchsau, St. Johann im Pongau und hier in Salzburg noch an der Franziskanerkirche; Bruck i. T.).

Damals ging von Paris her berhaupt eine Welle der Herz Mariae Verehrung durch unser Land. In Paris hatte am 3. Dez. 1836 Pfarrer Desgenettes von der Kirche Unserer Lieben Frau vom Siege (N. D. des Victoires) den Plan zu einer Erzbruderschaft des hl. und unbefleckten Herzens Mariae zur Bekehrung der Snder entworfen. Gott verband gleich anfangs ganz groe Segnungen mit dieser Bruderschaft, die sich von dort rasch ber die Nachbarlnder ausbreitete. Aus dieser Zeit 1844-45 stammen, wie gesagt,, die in unserer Erzdizese existierenden Herz Mariae Bruderschaften und aus dieser Zeit drften auch die vielfach heute noch in den Bauernhusern z.B. feststellbaren Herz  Jesu und Herz Mariae Bilder stammen.

Die Nachforschungen, wie weit man sonst, nicht blo bei uns in Salzburg in der Geschichte der Herz Mariae Verehrung zurckkommt, sind ganz aufschlussreich.

Von der allgemein einsetzenden und liturgisch geformten Herz Mariae Verehrung, wie sie zweifellos den hl. Johannes Eudes zum Urheber hat (sein Werk Le coeur admirable de la tres-sacre Mre de Dieu, Caen 1681) – gleichzeitig neben ihm war in Italien ein Jesuitenpater namens P. Joh. Pinamonti (+1703) durch seine Predigten und durch sein Werk il sacro cuore di Maria Vergine darum eifrig bemht – vor dieser Zeit, in der also die jetzige kirchliche Form der Herz Mariae Verehrung einsetzte, finden wir jedenfalls deutliche Spuren, auch bei uns in sterreich.

So knnte man bis ins 12. Jahrhundert zurckgreifen: Der sterreichische Benediktinerabt, der sel. Gottfried von Admont redet in seinen tiefen Homilien mehrmals vom Herzen der Gottesmutter, dem all unsere Verehrung gehre. Aber kommen wir nicht noch viel weiter zurck?

Ich mchte diese Frage ganz fest bejahen und Ihnen in diesen Vortrgen aufzeigen:

Der erste Herz Mariae Verehrer war – es ist doch gar nicht anders denkbar – der ewige Gottessohn selber, Jesus Christus, der sich das Herz Mariens erwhlt hat, um an diesem Herzen menschgeworden neun Monate lang zu ruhen. Und das war ja nicht blo ein rein vegetatives Ruhen am Herzen der Mutter und ein blo organisches Wachsen und Reifen, wie es schlielich jedes Menschenkind am Herzen der Mutter durchmacht die neun Monate lang. – Wir haben ja doch – auf Grund der Gottheit Jesu – unbedingt festzuhalten, dass er bereits unter dem Herzen Mariens, vom ersten Augenblick der Empfngnis nicht blo im vollen Besitz des Bewusstseins, sondern auch im Besitz der beseligenden Anschauung Gottes war. Was mgen also in diesen neun Monaten strme der zartesten, innigsten Liebe vom Herzen des Kindes zum Herzen der Mutter hinbergeflossen sein. Ja, schon damals war der Heiland der erste und beste Her Mariae Verehrer und schon damals, vom ersten Augenblick seiner Menschwerdung an, da er sich dem Gesetz unterwarf, war es ihm auch mit dem 4. Gebot Gottes durch und durch ernst: Die der Mutter geschuldete Liebe und Verehrung ist Christus seiner Mutter niemals schuldig geblieben, auch nicht in diesen neun Monaten zartesten, innigsten Verbundenseins, da das Herz Jesu und das Herz Mariens nebeneinanderschlugen im schnsten Einklang, der zwischen zwei Herzen denkbar ist.

Aber nicht vom Heiland als dem ersten Herz Mariae Verehrer mchte ich reden. Wenn wir von Christus, dem Sohn Gottes absehen und nach den Herz Mariae Verehrern unter den Menschen fragen, so ist zweifellos niemand anderer als der hl. Joseph der erste und beste und treueste Herz Mariae Verehrer gewesen!

Maria hat einen Verehrer gehabt im besten und schnsten Sinn dieses Wortes (das im Zusammenleben der Menschen so oft missbraucht wird). Und dieser Verehrer war der hl. Joseph!

Das mchte ich Ihnen in meinem ersten Vortrag zeigen:

St. Joseph als der erste Herz Mariae Verehrer!

Es ist das sicher kein geknsteltes, weit hergeholtes Thema (hier bei Ihnen, sondern ist hier in St. Joseph sicher sehr naheliegend.  Wenn Ihr Haus St. Joseph heit, die Kirche aber, die Herzmitte des Hauses, dem Herzen  Mariens geweiht ist, so soll doch schon dadurch in schner Weise darauf hingewiesen werden, wie dem hl. Joseph das unbefleckte Herz Mariens anvertraut worden war zum Schtzen, zum Verehren und zum Lieben. )

St. Joseph, der Brutigam Mariens, kann uns vielleicht auch am besten zeigen, worin die Gre und Wrde, der Adel und die Schnheit des Herzens Mariens vor allem zu suchen ist. Und er kann uns vielleicht auch am besten zeigen, wie wir nach seinem Beispiel das Herz Mariens verehren und lieben sollen.

Wollen wir den hl. Joseph als den ersten Verehrer des Herzens Mariens kennenlernen, so muss uns zuerst einmal seine Stellung zu Maria, sein Verhltnis zu Maria klar werden.

Und wir mssen da sagen: Zwischen Maria und Joseph bestand ein ganz besonders inniges und zartes Verhltnis, denn sie waren verbunden durch eine wahre und eigentliche Ehe. Die Ehe ist aber doch schlielich die innigste und strkste, die zarteste und festeste Bindung, durch die zwei Menschen aneinander gekettet werden knnen. Nimmt doch der hl. Paulus, um das innige Verhltnis zwischen Christus und seiner Kirche zu schildern, ganz bewusst das Bild der Ehe.

Zwischen Maria und Joseph bestand aber nicht blo im bildlichen, bertragenen Sinn eine Ehe, sondern im vollen, wahren, wirklichen Sinn.

Wir haben manchmal – fast aus einer etwas manichischen Einstellung heraus – eine eigenartige Scheu, di es zuzugeben, dass zwischen Maria und Joseph eine wahre und eigentliche Ehe bestand.

Und doch gibt es gar keinen Zweifel: der hl. Joseph war nicht etwa blo der Brutigam Mariens, in dem Sinn, wie wir das Wort Brutigam verstehen, sondern er war wirklich im vollen, rechtlichen und eigentlichen Sinn der Gemahl Mariens und umgekehrt Maria wirklich die Gattin, die Gemahlin Josephs.

Die Hl. Schrift gebraucht ja ausdrcklich diese Ausdrcke: So z.B. bei Mt 1,16: Jakob aber zeugte Joseph, den MANN MARIENS, von der Jesus geboren wurde, der da Christus genannt wird.

Bei Mt 1,19 heit es: Da aber Joseph, IHR MANN, gerecht war ...

Und Mt 1,20 wird vom Engel zum hl. Joseph gesagt: Joseph, frchte dich nicht, MARIA, DEINE GATTIN, zu dir zu nehmen, denn was in ihr gezeugt worden ist, stammt vom Hl. Geiste.

Und bei Luk 2,5 heit es beim Bericht ber die Wanderung zur Volkszhlung nach Bethlehem: ... um sich mit Maria, SEINER ANGETRAUTEN GATTIN, aufschreiben zu lassen.

Dazu kommt noch die in den Evangelien klar verbrgte Tatsache, dass Maria und Joseph wirklich in einem Haushalt zusammenlebten und dass dieses Zusammenleben im Verwandten- und Bekanntenkreis als solches bekannt war; denn bei der Auffassung der damaligen Juden von der gebotenen sittlichen Strenge des Ehe-und Familienlebens konnten erwachsene, reife Menschen verschiedenen Geschlechtes, die nicht zu einer Familie zusammengehrten, unmglich unter einem Dache zusammenleben und ein gemeinschaftliches Leben fhren, wenn sie nicht miteinander durch die Ehe als Gemahl und Gemahlin verbunden waren.

Vom hl. Joseph sagt es nun die Hl. Schrift ausdrcklich, dass er Maria zu sich nahm, dass er an Maria sorgsam und treu alle Pflichten eines Ehemannes erfllte und umgekehrt Maria die Pflichten einer Ehefrau: sie gingen zusammen zur Volkszhlung nach Bethlehem,  sie begaben sich zusammen nach Jerusalem zu den religisen Festen, sie flohen zusammen vor der Verfolgung des Herodes nach gypten. Und nach der Rckkehr aus gypten wohnten sie zusammen in Nazareth.

Es ist also nach all dem, was die Hl. Schrift uns sagt, gar kein Zweifel, dass Maria und Joseph durch eine ganz gesetzmige, legitime Ehe miteinander verbunden waren. Es war so schn, als die Kirche in der Liturgie frher an dieser Tatsache nicht vorbeiging, sondern ein eigenes Fest der Vermhlung Mariens beging. (23. Januar)

Joseph war also Mariens Verehrer, Liebhaber, Brutigam und Gemahl im allerwahrsten und zugleich auch im allerschnsten Sinn.

Joseph hat sich ganz und gar, unzertrennbar und unwiderruflich in einer wahren Ehe mit Maria verbunden: Sein Herz und seine Liebe gehrten ihr und ihr allein. Und umgekehrt hat Maria sicher ungezwungen und vllig frei – wohl auf ausdrckliches Gehei Gottes – in diese Vermhlung mit Joseph eingewilligt. Tat sie es aber, dann gehrte auch ihrerseits dazu, dass auch sie ihr Herz und ihre Liebe ihrem Gemahl Joseph schenkte, fr immer und unwiderruflich, so wie es sich eben nach Gottes Gesetz und willen fr eine wahre Ehe geziemt.

Nun kommt aber etwas dazu, was diesem Ehebund in seiner zarten gegenseitigen Liebe himmelhoch heraushebt ber das, was sonst die Menschen unter der Ehe verstehen. Denn die Ehe zwischen Maria und Joseph war eine jungfruliche ehe. Auch das wird wieder aufs klarste in der Hl. Schrift ausgesprochen. Wir brauchen danach nur das Verkndigungsevangelium bei Luk 1,26-38 durchlesen. Maria beteuert da dem Engel mit klaren Worten, dass sie keinen Mann erkenne. Auf die herrlichste Botschaft, die je vom Himmel herab an ein Menschenkind erging, erfolgt diese Antwort. Maria, diese weise und demtige Jungfrau, will sich mit diesen Worten keineswegs der Aufgabe, die Gott ihr stellt, entziehen. Aber sie versteht nicht, wie sich die Engelsbotschaft an ihr erfllen knne. Sie fhlt sich gewissermaen gehemmt und beklommen und bittet den himmlischen Botschafter um Aufschluss. Weshalb aber fhlt sie sich gehemmt und beklommen? Maria gibt selbst den Grund an: Weil ich keinen Mann erkenne. Auch von diesem Wort knnte man sagen: Wovon das Herz voll ist, geht der Mund ber! Das Herz Mariens ist voll vom Wunsch und Willen, ganz und gar Gott geweiht zu bleiben in dauernder Jungfrulichkeit. Bis jetzt hat sie ihre Jungfrulichkeit bewahrt und sie ist fest entschlossen, diesen kostbaren Schatz weiter zu bewahren. Sie ist dabei fest berzeugt, dass dieser ihr Entschluss zu ewiger Jungfrulichkeit von Gott gebilligt und gesegnet worden ist. Sonst htte Mariens Wort ja gar keinen Sinn: Wie soll dies geschehen, da ich keinen Mann erkenne? Der Entschluss ewiger Jungfrulichkeit stand bei Maria fest, da konnte der groartigste Antrag ihr gemacht werden von welcher Seite auch immer. Daraus knnen wir entnehmen, dass Maria in die vorher geschlossene Ehe mit Joseph auch nur unter der Bedingung eingewilligt hatte, dass ihre Jungfrulichkeit unverletzt gewahrt bliebe. Wenn aber Joseph auf diese Bedingung einging, so knnen wir Rckschlsse ziehen auf seine seelische Verfassung, auf seinen Charakter und auf seine ganze Einstellung. Denn wenn er unter dieser so eigenartigen Bedingung fr den Eheabschluss einging, so muss ihm, der ja von den kommenden groen Dingen der Menschwerdung Gottes unter dem Herzen seiner Braut noch keine Ahnung hatte, der Besitz der Person Mariens, so wie sie war, eben mit der Krone ihrer unberhrten, jungfrulichen Reinheit wertvoll genug gednkt haben, sich schon deshalb allein mit Maria fr immer zu verbinden. Wenn aber dieser Manns o gro von der Reinheit und Jungfrulichkeit Mariens dachte, dann muss er doch wohl selbst auch ein ganz reiner, edler jungfrulicher Mensch gewesen sein, der da von Herzen gerne auf die in der Ehe erlaubten und berechtigten Freuden der Sinneslust und des Kindersegens verzichtete, um nur das kostbare Gut der Reinheit seiner Braut hten und schtzen zu knnen.

So werden wir hier also darauf hingewiesen, dass der eheliche Bund zwischen Maria und Joseph nur mit gegenseitiger Zusicherung bestndiger Jungfrulichkeit eingegangen worden sein kann. Denn ohne die Kenntnis und Zustimmung des hl. Joseph zur gelobten Jungfrulichkeit Mariens htte ein solcher Entschluss seitens der seligsten Jungfrau Maria allein den Ehekontrakt von vorneherein null und nichtig gemacht.

Diese Tatsache, dass beiderseits mit klarster Erkenntnis und freiester Entschlieung den Ehebund als jungfruliches Bndnis eingegangen wurde, mssen wir im Auge behalten, um so recht die hohe Verehrung zu wrdigen, die der hl. Joseph seiner reinsten Braut zollte und wohlgemerkt dies zu einer Zeit, wo er von einer hheren Auserwhlung Mariens noch gar keine Ahnung hatte.

Schon vom rein natrlichen Standpunkt aus betrachtet, lag in der Tatsache, dass der hl. Joseph Maria zur Auserkorenen seines Herzens, zur bestndigen Gefhrtin seines Lebens erwhlte und ihr nach Gott den ersten Platz in seinem Herzen einrumte,  ein klarer Beweis, wie sehr er Maria achtete, verehrte und liebte und wie er bei Maria nicht auf uere Schnheit achtete, die zweifellos auch in besonderem Ausma vorhanden war, sondern wie er von allem Anfang an auf das Herz dieser Jungfrau schaute, das sich ihm im Entschluss zu ewiger Jungfrulichkeit eben als das unbefleckte Herz offenbarte. Wirklich, St. Joseph war der erste Verehrer des unbefleckten Herzens Marias. Er reichte Maria die Hand zu jungfrulicher Ehe. So etwas hatte die Welt bis dahin noch nicht gesehen; und sie htte es nicht fr mglich gehalten; auch das AT hat so etwas nicht gekannt. Selbst im NB, in der Zeit der Gnade, finden sich Nachahmungen eines solchen jungfrulichen Ehebundes nur hchst selten. Vom kaiserlichen Ehepaar St. Heinrich und Kunigunde wird es uns berichtet. Und einige andere solche Bndnisse mag es in der Geschichte der heiligen und der Kirche gegeben haben. Aber sie waren und sind sicher ganz groe Seltenheit. Gewiss gibt es in der Geschichte der Kirche bis herauf in unsere Zeit Tausende und Abertausende gromtiger Seelen, die im Hinblick auf den gttlichen Heiland und das glorreiche Beispiel seiner heiligsten Mutter mit Begeisterung ihre Jungfrulichkeit Gott schenken. Aber diese ziehen es vor, im ehelosen Stand weit ruhiger und gefahrloser ihren kostbaren Schatz zu hten.

Aber gerade diese Tatsache hat manche immer wieder zur Frage angeregt, ob es denn fr Maria und Joseph nicht auch geratener und vollkommener gewesen wre, berhaupt auf den Ehebund zu verzichten, umso mehr, als der Heiland selbst, der hl. Paulus und die Kirche zu jeder Zeit den ehelosen jungfrulichen Stand so hoch in Ehren halten.

Zum richtigen Verstndnis mssen wir hier die Zeitumstnde in Betracht ziehen. Vor allem drfen wir nicht bersehen, dass hier ein Hherer das walten seiner gtigen Vorsehung geltend machte.

So viel knnen wir wohl von vorneherein sagen, dass diese zwei hochbegnadeten Seelen, Maria und Joseph, wenn sie die Ehelosigkeit als etwas Vollkommeneres angesehen htten, unbedingt ihr auch gefolgt wren.

Aber eine Reihe von Grnden machen bereits die Kirchenvter geltend, die den Ehebund bei Maria und Joseph als geraten, ja sozusagen als notwendig erscheinen lassen:

Zunchst war die Anschauung im israelitischen Volk hinsichtlich des Ehestandes eine solche, dass es allgemein aufgefallen wre, wenn sich jemand freiwillig diesem Stande entzogen htte. Es bestand zwar kein Gebot, dass alle die Ehe eingehen mssen. Aber man htte es doch als einen Versto gegen die ffentliche Sitte betrachtet, sich der blichen Gewohnheit nicht anzuschlieen.

Und der Grund ist auch ganz berechtigt: Aller Augen waren ja im israelitischen Volk auf den kommenden Messias gerichtet. In den Kindern hoffte der glubige Israelit in irgendeiner Weise schlielich doch noch des messianischen Segens teilhaftig zu werden. Kindersegen wurde als Erfllung der Verheiung Gottes an Abraham angesehen. Deshalb wurde Kinderlosigkeit als schwere Heimsuchung, ja sogar als Strafe Gottes aufgefasst. So ist es begreiflich, das sich aus dem ganzen AT keine einzige Jungfrau namhaft machen lsst, die freiwillig auf den Ehestand verzichtet htte.

Man kann darum mit vollem Recht sagen, dass in den Augen der Israeliten die Jungfrulichkeit hinter den Ehestand zurcktrat.

Darum war es in jedem Fall geraten, mindestens uerlich sich dem allgemeinen brauch anzuschlieen und in den Ehestand zu treten, selbst dann, wenn man der Jungfrulichkeit den Vorzug gab und entschlossen war, sein ganzes Leben lang jungfrulich Gott zu dienen.

Das galt also auch fr Maria. Auch fr sie war es angemessen, schon nach dieser Hinsicht ihren jungfrulichen Entschluss unter den Schleiern des Ehebundes zu verbergen.

Ein Gleiches lsst sich wohl auch vom hl. Joseph sagen. Auch ihn zwang in gewissem Sinn der Brauch der Juden. Sonst htte er Maria nicht erwhlt, meint der hl. Augustinus, wenn er berhaupt nicht eine Gemahlin htte haben mssen (Contra Julian. Pel. V, 12, n. 48). So drngten also die Zeitumstnde fast mit Notwendigkeit sowohl Maria als auch Joseph zum Ehebund.

Wer aber die Umstnde so gefgt hat, das ist Gottes weise Vorsehung. Der hl. Thomas v. A. findet in dieser Anordnung Gottes eine ganz groe Weisheit, sowohl im Hinblick auf den Heiland, als auch im Hinblick auf seine heilige Mutter als auch im Hinblick auf uns: Wre die Geburt des Herrn nicht durch einen gesetzlichen Vater in den Augen der Welt, die fr eine jungfruliche Geburt absolut kein Verstndnis besa, geschtzt gewesen, welchen Angriffen wren der Heiland und seine gebenedeite Mutter ausgesetzt gewesen? Ja, Maria htte eigentlich den Tod der Steinigung erwarten mssen, wie der hl. Hieronymus bemerkt. Der Heiland und seine Mutter mussten in Ehren und unangefochten in der ffentlichkeit auftreten knnen.

Dazu kommt dann noch, wie es ja der Heiland selbst mit Nachdruck betont, dass der Messias von David abstammen musste. Ohne den ehelichen Bund des hl. Joseph, dieses Sprossen Davids, mit Maria, htte Christus in gesetzlich berechtigter Weise niemals als Sohn Davids auftreten knnen, auch wenn Maria selbst aus dem Hause und Geschlechte Davids stammte.

Der hl. Mrtyrer Ignatius von  Ant. Gibt noch einen Grund an, dass der Herr in einer wirklichen und wahren Ehe sein Erdendasein aus der Jungfrau Maria beginnen wollte. Damit nmlich der Teufel nicht vor der Zeit von dem groen Geheimnis Kunde erhielte und womglich dann diesem Geheimnis der Menschwerdung und Erlsung noch grere Schwierigkeiten entgegensetzte. Dass es auerdem fr Maria weit gnstiger war, einen solchen Beschtzer und Helfer in allen Lebenslagen, vor allem in den Jahren der Kindheit und Jugend des Gottessohnes, zur Seite zu haben, ist ja klar.

Es gbe der Angemessenheitsgrnde genug, die eine Vermhlung der reinsten Jungfrau vollauf rechtfertigen. Wenn aber der ewige Gott dabei noch ganz besonders seine Vorsehung walten lie, so ergeben sich daraus noch ganz besonders beachtenswerte Folgerungen.

Die Ehen werden im Himmel geschlossen:

Wenn dieses Wort je einmal Geltung hatte, dann sicher bei dem heiligen Ehebund zwischen Maria und Joseph.

Mit ewiger Liebe hatte die heiligste Dreifaltigkeit Maria zur Mutter des Erlsers vorausbestimmt und dementsprechend auch alles, was zu diesem Zwecke beitragen konnte, aufs sorgfltigste ausgewhlt.

Wenn nun also unter dem Schleier der Ehe sich das groe Geheimnis der Menschwerdung Gottes vollziehen sollte, so galt es, fr die Gottesmutter einen wrdigen Ehe- und Lebensgefhrten zu schaffen. lasst uns ihr einen Gehilfen machen, der ihr gleich ist .. So mag der dreifaltige Gott auch hier wie bei der Ergnzung des ersten Menschen gesprochen haben.

So weit als berhaupt mglich ebenbrtig sollte der erwhlte Brutigam fr die reinste Braut und erwhlte Mutter des Sohnes Gottes sein, ebenbrtig vor allem, was die Gesinnungen des Herzens betrifft.

Da finden wir – im Plane der gttlichen Vorsehung das ganze berlegend – es erst recht begreiflich, wie auch der hl. Joseph seine Hand nur zu einem jungfrulichen Bund hergab und wie auch der hl. Joseph in einem ganz besonders groen Tugendreichtum sich vor allen seinen Zeitgenossen, ja vor allen Mnnern aller Zeiten hervorgetan haben mag.

Jetzt begreifen wir es auch, wie diese beiden Herzen sich so leicht fanden und verstanden und wie sie sich die wertvollsten Schtze zu diesem hl. Ehegelbnis entgegenbrachten: Dadurch, dass der hl. Joseph Maria Hand und Herz zum jungfrulichen Bunde darbot und seine eigene Jungfrulichkeit als kostbarstes Brautgeschenk berreichte, schenkte er Maria mehr als er, der verarmte Spross aus dem kniglichen Geschlechte David, geschenkt htte, wenn er ein Knigreich in die Ehe mitgebracht htte. Dadurch aber, dass im gleichen Sinn Maria den hl. Joseph zum Hter, ja sogar zum rechtmigen Herrn und Eigentmer ihrer eigenen unbefleckten Reinheit auf ewig erwhlt und erkoren hat, fielen dem hl. Joseph Schtze zu, die mit nichts auf der Welt verglichen werden knnen.

Welche Ehre und Verehrung erwies also der hl. Joseph der reinsten Jungfrau allein schon dadurch, dass er sie zu seiner jungfrulichen Braut erkor und ihr zugleich zum Gegengeschenk seine eigene Jungfrulichkeit darbrachte! Und diese Verehrung des unbefleckten Herzens Mariens steigerte er dann im Laufe des Ehelebens weiter noch dadurch, dass er Maria immer eifriger und treuer in ihrem Tugendleben nachzuahmen suchte.

Freilich ist ihm das sicher nicht schwer gefallen, weil ja sein fr alles Schne, Groe und Edle aufgeschlossene Mannesherz wie fortgerissen war von Liebe und Begeisterung fr seine so einzigartig liebenswrdige Braut.

Und wenn sich der hl. Joseph, wie manche Theologen meinen, unter der Anleitung des Hl. Geistes dazu entschlossen hatte, die Jungfrulichkeit sein Leben lang zu wahren, so musste er ja von Staunen erfasst werden, eine gleichgestimmte Seele zu entdecken, die mit ihm als Lebensgefhrtin an seiner Seite in gleicher Reinheit und Jungfrulichkeit wandeln wollte.

Oder hat erst Maria, als er um ihre Hand anhielt, ihn durch ihr glnzendes Beispiel und ihr begeisterndes Wort zu dem gleichen Entschluss gebracht? Jedenfalls musste ihm bei dieser ganz auergewhnlichen berraschung Maria wie eine Erscheinung aus einer anderen Welt vorkommen, und er sprte dann umso mehr, wie es bei diesem Menschen nicht auf das uere, sondern auf das Innere, auf das Herz ankam. So mag der hl. Joseph dann erst recht zum Herz Mariae Verehrer im schnsten Sinn des Wortes geworden sein.

Ohne Zweifel, ich sagte es schon, fehlte es der Erkorenen seines Herzens auch nicht an natrlicher Schnheit. Ja unter allen Menschenkindern fand sich sicher keine so zarte Schnheit und keine so liebenswrdige Majestt wie sie Maria auch rein uerlich zu eigen war. Aber nicht diese irdische Schnheit fesselte den hl. Joseph. Was ihn gleichsam blendete und ganz fortriss, war die innere Herrlichkeit mit dem kstlichen schmuck der heiligen, makellosen, unberhrten Reinheit und Jungfrulichkeit. Wirklich, es ist kein Spiel mit Worten, wenn wir darum den hl. Joseph den ersten Verehrer des unbefleckten Herzens Mariae nennen.

Mariens unbeflecktes Herz war sein Kronschatz, den zu hten und vor jeder Gefahr zu schtzen, ihm als schnste Lebensaufgabe vorkam. Das dazu dann noch eine weitere, noch grere Aufgabe kam, war nur der Lohn fr diese seine Liebe und Verehrung zum Herzen Mariens. Daum, weil er das unbefleckte Herz Mariens so innig liebte und verehrte, wurde ihm dann schlielich auch noch das Herz Jesu zum Schutze anvertraut.

Was sich aus dem Gesagten fr die Art unserer Herz Mariae Verehrung ergibt?

Ich brauche es wohl nicht mehr ausfhren. Es versteht sich fast von selber: Wertschtzung und eigenen, gottgeweihten Jungfrulichkeit, die wir in allen Gefahren und Versuchungen, die daherkommen knnen, immer wieder diesen heiligsten Personen anvertrauen wollen zur Behtung und Beschtzung. Und dann die rechte Dankbarkeit fr den erwhlten Beruf der Jungfrulichkeit! Es war Gnadenruf Gottes, fr den wir nie genug danken knnen. Tun wir es wieder einmal so recht von Herzen an diesem Tag.

(Und wenn Sie fortan wieder wie alle Tage das schne 12malige Ave Maria des hl. Vaters Eudes beten, dann fgen sie immer mit der rechten Andacht und Liebe auch die Anrufung hinzu:

Et benedictus sponsus tuus Joseph!)

 

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II. Et benedictus sponsus tuus Joseph! Der Lohn fr die Herz Mariae Verehrung

 

Die Geschichte der Herz Mariae Verehrung wollten wir in diesen Tagen unseres Triduums der Vorbereitung auf das schne fest des reinsten Herzens Mariae zurckverfolgen bis in ihre Anfnge.

Da steht der hl. Joseph, der jungfruliche Brutigam und Gemahl der Gottesmutter als der erste Verehrer des Unbefleckten Herzens Mariae vor uns:

Auf das Herz hat er geschaut bei der Wahl, die er getroffen hat, und es war eine glckliche, nein, die glcklichste Wahl, die je ein Mensch getroffen hat. Gerne wollte dieser hochgemute, edle Mann die grten Opfer bringen und auch auf erlaubte Freuden, wie sie zum Eheleben gehren, verzichten, wenn er nur dieses makellos reine Herz sein Eigen nennen durfte.

Wirklich mit heiligem Stolz durfte der hl. Joseph auf seine erkorene Braut schauen wegen der Tugenden, die er an ihr gewahrte und wegen der strahlenden Reinheit, die er aus ihrem wunderbaren Entschluss, stets jungfrulich zu bleiben, in ihrem Herzen voraussetzen musste.

Dass ihm ein himmelweit erhabeneres Glck durch Maria beschert werde, ja, das ihm mit ihr zugleich alles Gute zugefallen ist, das konnte Joseph damals nicht im Entferntesten ahnen.

Auf Grund seiner jungfrulichen Liebe zum unbefleckten Herzen Mariens wurde ihm das Kostbarste zuteil: Das gttliche Kind!

Noch nie hat Gott einen Ehebund so gesegnet, wie er dieses jungfruliche Ehebndnis zwischen Maria und Joseph gesegnet hat:  Der wertvollste Schatz, den jemals die Erde besitzen sollte, wurde dieser Ehe anvertraut.

Es wre lohnend, nachzuweisen, wie der hl. Joseph wirklich auf Grund des ehelichen Bndnisses mit Maria in Wahrheit der Vater des gttlichen Kindes genannt werden kann.

Der hl. Joseph war nicht blo Nhr- oder Pflegevater des Jesuskindes, wie wir immer zu sagen pflegen. Gewiss war er dies auch, denn der hl. Joseph hat zweifellos in bestmglicher Weise fr Leib und Leben des Jesuskindes gesorgt: er hat ihm Nahrung und Kleidung verschafft, er hat es nach Mglichkeit vor jedem leiblichen Ungemach beschtzt, er hat es den Nachstellungen des Herodes durch die Flucht nach gypten entzogen, er hat ihm Anleitung in dem von ihm selbst ausgebten Zimmermannshandwerk gegeben.  Und es ist keine Dienstleistung denkbar, die der hl. Joseph dem Jesuskind nicht mit wahrhaft vterlicher Liebe und Sorgfalt gewidmet htte zusammen mit Maria. Gerade das ist ja das wunderbar schne und Traute in dieser jungfrulich-ehelichen Verbindung dieser zwei edelsten Herzen, dass sie ihrerseits nur fr   e  i n   Herz schlugen, von dem sie selbst ihr Leben und ihr Alles empfangen htten, nmlich fr das Herz des menschgewordenen Gottessohnes. Von ihm sind beide, Maria und Joseph, nicht zu trennen auf ihn sind nicht blo ihre Blicke, sondern alles Sinnen und Trachten, alles Sehnen und Lieben gerichtet. So nimmt sich das Verhltnis des hl. Joseph zur Gottesmutter aus: Sein ganzes Wnschen  und Verlangen, sein Streben und Arbeiten hatte nur das Ziel, fr Maria und mit Maria jenem zu dienen, der ihr Kind und ihr Gott zugleich war.

Das war praktische Herz Mariae Verehrung: Maria liebend dem menschgewordenen Sohn Gottes dienen im Einsatz aller Krfte der Seele und des Leibes!

Aber alle Liebe und Sorge, die der hl. Joseph dem gttlichen Kind entgegenbrachte, schenkte er ihm nicht blo als Pflegevater; Joseph war mehr. Auch wenn der Sohn Gottes auf wunderbare Weise, jungfrulich empfangen und jungfrulich geboren aus Maria, der Jungfrau, in diese Welt eintrat, er war nicht blo das Kind Mariens, er war auch Kind des hl. Joseph: Er war ja ganz und gar das Kind des jungfrulichen Ehebundes zwischen Maria und Joseph. So eigenartig und fremd das klingen mag, es ist doch wahr, dogmatisch ganz richtig und es ist das geeignet, unser Verehrung des hl. Joseph und ber ihn unsere Verehrung des unbefleckten Herzens Mariae zu mehren und zu steigern.

Ich mchte Ihnen da im Anschluss an den hl. Thomas dies noch eingehender darlegen:

Nach dem Ratschluss der gttlichen Vorsehung war, wie wir gehrt haben, die jungfruliche Ehe zwischen Maria und Joseph ganz und gar auf die Menschwerdung des Sohnes Gottes hin geordnet. Diese jungfruliche Ehe sollte nur der angemessenen Vollziehung der Menschwerdung Gottes dienen. (Es musste aber zur Erreichung dieses Zweckes eine wahre Ehe sein, eine bloe Scheinehe htte nicht gengt und wre als Mittel zur Erreichung dieses Zweckes geradezu als eine Gottes ganz und gar unwrdige Lge erschienen.) Der Sohn Gottes sollte nach dem ewigen Plan der gttlichen Vorsehung von einer vermhlten Jungfrau empfangen und in ihre Ehe hinein geboren werden.

In der natrlichen Ordnung entsteht neues menschliches Leben durch das Zusammenwirken von drei Faktoren: der erste Faktor ist Gott der Herr, der in jedem konkreten Fall die Menschenseele erschafft fr jenes materielle, krperliche Substrat, das die anderen beiden Faktoren durch ihr Zusammenwirken gebildet haben.  Mann und Weib sind die beiden anderen Faktoren, die durch den Akt der geschlechtlichen Vereinigung, in dem eine vom Weibe gebildete Keimzelle durch den Samen des Mannes befruchtet wird, die Voraussetzung schaffen, dass Gott dann fr diesen neuen Organismus die unsterbliche Geistseele ins Dasein ruft.

Das ist in wenigen Worten die natrliche Fortpflanzung des menschlichen Lebens, der natrliche Ursprung eines neuen Menschenkindes.

Die natrliche menschliche Ttigkeit ist dabei vorbereitend oder disponierend fr die schpferische Ttigkeit Gottes, durch die die Seele erschaffen und mit dem von Mann und Weib gebildeten organischen Wesen vereinigt wird und so ein neues menschliches Leben ins Dasein tritt.

Nun in unserem Falle, in dem es sich um die Empfngnis des gottmenschlichen Jesuskindes handelt, konnten selbstverstndlich die beiden sekundren menschlichen Faktoren nicht in gewhnlicher Weise in Ttigkeit treten, sind aber keineswegs ganz ausgeschaltet gewesen. Der weibliche Faktor,  nmlich der Mutterscho Mariens hat auf ganz natrliche Weise die zu befruchtende weibliche Keimzelle allmhlich ausgebildet und sich dann aber nicht einem Manne zu natrlicher Befruchtung jener Keimzelle hingeben, sondern die seligste Jungfrau Maria hat sich in voller bernatrlicher Hingabe dem  Hl. Geiste zur Verfgung gestellt zur Befruchtung und Belebung und persnlichen Vereinigung der unter ihrem makellos reinen, jungfrulichen Herzen herangereiften Keimzelle mit der zweiten Person der allerheiligsten Dreifaltigkeit. Maria hat dies getan auf Einladung des Hl. Geistes selbst, erfllt und getragen und erleuchtet von der gttlichen Gnade durch einen Akt demtiger und vollstndiger Hingabe an Gottes heiligen Willen, durch das welterschtternde und die Welt erneuernde, eine neue, bernatrliche Ordnung einleitende Wort, das aus der Tiefe ihres unbefleckten Herzens kam: Siehe ich bin die Magd des Herrn, mir geschehe nach deinem Worte! (Luk 1,38).

Hat aber auch der andere geschpfliche Faktor, der hl. Joseph, auf irgendeine Weise mitgewirkt und beigetragen, dass seine jungfruliche Gemahlin so vom Hl. Geiste gesegnet wurde? Ohne Zweifel! Er hat es getan durch seine eigene Jungfrulichkeit. Und durch seinen jungfrulichen Ehebund mit der reinsten Jungfrau. So hat er es nmlich ermglicht, dass der ewige Sohn Gottes in makelloser, wrdiger und angemessener Weise in diese Zeitlichkeit eintreten, von einer Jungfrau empfangen und geboren werden konnte; Joseph hat dann weiter auf Gehei des Engels seine jungfruliche, von Gott ganz wunderbar gesegnete Gemahlin zu sich genommen und in treuer Hingabe seine ganze Kraft erschpft im Schutz und im Dienste fr sie und die hl. Frucht ihres Leibes. So hat er in disponierender Weise mitgewirkt zur Menschwerdung des Sohnes Gottes im Schoe seiner Gemahlin. Und diese disponierende Ttigkeit des hl. Joseph fr die Menschwerdung Gottes im Schoe Mariens war nicht blo quivalent, gleichwertig einer natrlichen Befruchtung, sondern unvergleichlich wertvoller und der Vollziehung des Geheimnisses der Menschwerdung einzig angepasst und geziemend.

So hat also der hl. Joseph schon auch mitgewirkt zur Menschwerdung des gttlichen Kindes, freilich in anderer, erhabenerer Weise als es sonst ein Vater tut. St. Joseph hat aus seiner eigenen jungfrulichen Einstellung heraus und seiner dementsprechend groen Hingabe an Gott es ganz Gott berlassen, den Mutterscho seiner jungfrulichen Gemahlin in wahrhaft gttlicher, die Jungfrulichkeit Mariens nicht verletzender Weise zu vollziehen, eben durch berschattung des Hl. Geistes.

So ist also der hl. Joseph aus diesen berlegungen heraus schon mehr als etwa blo Nhr- und Pflegevater. Er hat mitgewirkt zur Menschwerdung Gottes. Und wenn wir noch genauer zusehen, werden wir erkennen, dass der hl. Joseph wirklich Vater des gttlichen Kindes genannt werden kann: Sehen Sie, ehrwrdige Schwestern: Nach dem bekannten Ausspruch des hl. Paulus und nach der allgemeinen Rechtsauffassung hat der Gatte auf den Leib seiner Gattin einen rechtlichen Anspruch in Bezug auf die Hervorbringung neuen Lebens. Darum gehrt die legitime Leibesfrucht rechtlich nicht etwa blo der Gattin, sondern auch dem Gatten, auch wenn er zum Werden dieser Leibesfrucht nicht physisch mitgewirkt hat.

Dazu kommt noch eine andere berlegung: Wenn Mann und Frau durch die geschlechtliche Vollhingabe nach dem Wort des gttlichen Heilands selber ein Fleisch werden, so werden die Gatten doch durch das Eheband selbst im wahren Sinn ein Herz und eine Seele und so wird ein von der Gattin rechtmig empfangenes und geborenes Kind nicht blo ihr, sondern auch dem Gatten geboren: Es ist eine Frucht der Ehe. So ist auch das gttlich-menschliche Jesuskind in die jungfruliche Ehe von Joseph und Maria hineingeboren worden, und es kann und muss als Spross dieser Ehe bezeichnet werden.

Der groe Jesuitentheologe Suarez fhrt diesen Grund in folgender Weise aus:  Durch die wahre Ehe, die Joseph mit der seligsten Jungfrau einging, wurde er auch in gewissem Sinne Herr ihres Leibes, da ja, wie Paulus sagt, die Frau keine Macht hat ber ihren Leib, sondern der Mann. So ist es geschehen, dass die Frucht des jungfrulichen Leibes in einem wahren Sinn dem hl. Joseph zu eigen ist und dieses Kind wirklich auch sein Kind ist. Denn so heit es in den Institutiones de rerum divisione: Was auf einem fremden Boden wchst oder gebaut wird, fllt unter das Eigentumsrecht dessen, dem der Boden gehrt. Daher, wenn auch auf wunderbare Weise in jemandes Garten ein Quell entsprnge, so gehrte er dem, dem der Garten gehrt.  Weil also der jungfruliche Boden (des Mutterschoes Mariens) vom Segen Gottes empfing, so gehrte die Frucht jenes Segens Joseph an, dem der Boden gehrte.

Joseph ist also der rechtmige Eigentmer dessen, was da im jungfrulichen Scho seiner Gemahlin Maria auf wunderbare Weise heranwuchs und heranreifte. Er ist also mehr, als blo Pflegevater des gttlichen Kindes. Wir drfen ihn wirklich Vater nennen. Tut es ja die Hl. Schrift selbst auch und auch Maria, die doch am allerbesten um die wunderbare, wahrhaft gttliche Herkunft des Kindes ihres jungfrulichen Schoes wusste, nennt doch den hl. Joseph einmal ganz bedenkenlos den Vater Jesu.

Der Evangelist Lukas nennt den hl. Joseph einmal ohne alle Einschrnkung Vater Jesu: Und sein Vater und seine Mutter wunderten sich ber das, was von ihm gesagt wurde (Luk 2,33).

Er nennt Maria und Joseph bedenkenlos auch die Eltern Jesu: Seine Eltern gingen alle Jahre nach Jerusalem zum Osterfest (Luk 2,41).

Und die Mutter Jesu selbst sagt zu dem im Tempel wiedergefundenen Jesusknaben: Sohn, warum hast du uns das getan? Siehe, dein Vater und ich haben dich mit Schmerzen gesucht (Luk 2,49).

Also sowohl der vom Hl. Geist erleuchtete Evangelist als auch die seligste Jungfrau nennen den hl. Joseph schlechthin den Vater des Jesuskindes. Der hl. Joseph musste also, soweit nur immer mglich, zwar in einem hheren, aber wahren und eigentlichen Sinn Vater des Jesuskindes sein: Gott hat in seiner Weisheit und in seiner Vorsehung den hl. Joseph zum Vater des Jesuskindes bestimmt und bestellt, soweit es nur immer mglich war, einzig und allein die natrliche Zeugung ausgeschlossen. Das Jesuskind war in Wahrheit die Frucht der jungfrulichen Ehe zwischen Maria und Joseph: Der Hl. Joseph ist Vater des Jesuskindes auf Grund seines jungfrulichen Ehebundes mit der reinsten Jungfrau: In dieser Ehe wurde das Jesuskind empfangen und geboren, es wurde von Gott als Frucht dieser Ehe, als Frucht nicht blo Maria, sondern auch dem hl. Joseph geschenkt. Beide, Maria und Joseph, haben nach Gottes weise Vorsehung und Anordnung in disponierender Weise zur Erzeugung dieser Frucht mitgewirkt, freilich nicht in natrlicher Weise, sondern auf bernatrliche Weise, nmlich durch ihre Gott gelobte Jungfrulichkeit, durch ihre jungfruliche Ehe, die ein gegenseitiges Schenken der eignen Jungfrulichkeit war, durch ihre rckhaltlose Hingabe an den heiligsten Willen Gottes. Und wie also die gebenedeite und gnadenvolle Jungfrau Maria in Wahrheit Mutter des menschgewordenen Sohnes Gottes genannt werden kann, so erscheint der hl. Joseph wenn nicht gerade in gleicher, aber doch hnlicher Weise als wahrer Vater des menschgewordenen Sohnes. Der dogmatisch richtige und der unsagbar hohen Stellung des hl. Joseph wirklich entsprechende Titel, den wir ihm geben knnten, wre vielleicht: Jungfrulicher Vater Jesu!

Das, was ich Ihnen hier darzulegen versuchte, spricht in sehr tiefer und schner Weise der groe Papst Leo XIII. in seiner Enz. Quamquam pluries aus, wo er folgendes schreibt:

Dass der hl. Joseph in ganz besonderer Weise als Patron der Kirche angesehen wird, und diese sich von seinem Schutze und seiner  Hilfe sehr viel verspricht, dafr ist Grund und Ursache der so einzigartige Umstand, dass er der Mann Mariens und der (jungfruliche) Vater – wie man glaubte – Christi war. Hierin liegt der Grund all seiner Wrde, Gnade, Heiligkeit und Glorie. Ohne Zweifel ist die Wrde der Mutter Gottes so hoch, dass nichts Greres geschaffen werden kann. Weil aber Joseph mit der seligsten Jungfrau durch das Band der Ehe verknpft war, so reichte er an jene erhabene Wrde, durch welche die Gottesmutter alle geschaffenen Naturen bei weitem bertrifft, zweifellos nher denn irgendjemand heran. Denn die Ehe ist die innigste Gemeinschaft und Vereinigung, und sie fordert daher die gegenseitige Gemeinschaft der Gter der Gatten. Wenn also Gott den hl. Joseph zum Gemahl Marias bestimmte, so bestellte er ihn wahrlich nicht blo zum Lebensgefhrten derselben, zum Zeugen ihrer Jungfrulichkeit, zum Schtzer ihrer Tugend, sondern durch eben dieses Ehebndnis auch zum Teilhaber ihrer erhabenen Wrde.

Diese jungfruliche Vaterschaft dem gottmenschlichen Jesuskind gegenber hat dem hl. Joseph nicht blo alle Pflichten, sondern auch alle Rechte und Vorzge diesem Kind gegenber gegeben. Nun ist aber dieses Kind nicht blo ein wahres Menschenkind, sondern Sohn Gottes zugleich. Der hl. Joseph war also – so drfen wir es wohl aussprechen – in voller Wahrheit ein Abbild des himmlischen Vaters und sein Stellvertreter auf Erden. Hhere Wrde und Auszeichnung fr einen Mann ist aber hier auf Erden nicht denkbar. Durch diese seine Vaterschaft erscheint der hl. Joseph noch mehr erhoben als durch seine jungfruliche Ehe mit der reinsten und heiligsten Gottesmutter; die Erhabenheit der Vaterschaft des hl. Joseph wird sichtbar und greifbar darin, dass Maria und Jesus dem hl. Joseph Verehrung und Ergebenheit und Gehorsam erwiesen haben, da er als Gemahl Mariens und als Vater des Jesuskindes auch das Haupt der hl. Familie war: Der ewige Sohn Gottes, mit dem Vater und dem Hl. Geiste gleicher Wesenheit und Herrlichkeit, der Erlser des Menschengeschlechtes, der Knig des Weltalls, er anerkennt zusammen mit seiner hochheiligen Mutter die Autoritt des hl. Joseph und ist nicht blo Maria, sondern auch ihm, dem hl. Joseph untertan: Und er war ihnen untertan! So sagt der Evangelist.

Und wenn wir nun fragen, wieso dem hl. Joseph solch hohe Auszeichnung und Wrde, so unsagbar hohe Berufung zuteilwurde, so mssen wir wieder antworten: Weil er ein so inniger Herz Mariae Verehrer war.

Denn seine jungfrulich reine Liebe zu Maria war das Erste. Der Lohn dafr aber war dann die ungeahnte Berufung zu dieser jungfrulichen Vaterschaft dem menschgewordenen Sohn Gottes gegenber.

Es ist so, auch bei uns: Je mehr wir das unbefleckte Herz der Gottesmutter liebend verehren und nachahmend lieben, umso mehr schenkt sich uns zum Lohn fr diese Liebe immer wieder Gott selbst und macht das Angebot unserer Jungfrulichkeit immer wieder fruchtbar in wundersamer Fruchtbarkeit, da wir Christus empfangen und Christus tragen drfen.

Bei aller Bewunderung der ihm ganz unverdient zuteilgewordenen hohen Wrde mag der hl. Joseph aber erschauernd immer wieder aufgeblickt haben zu seiner von ihm ber alles geliebten jungfrulichen Gemahlin.

So ein erschauernde Bewundern und ehrfurchtsvolles Aufblicken zur unsagbar groen und hohen Wrde seiner jungfrulichen Gemahlin steckt unbewusst bereits auch schon hinter jener harten Probe, der die Liebe des hl. Joseph zum Herzen Mariens unterzogen wurde.

Als Maria von ihrem dreimonatigen Aufenthalt bei Elisabeth wieder nach Nazareth zurckkam, muss Joseph feststellen, dass seine innig geliebte Braut (Gemahlin) gesegneten Leibes war. Von wem gesegnet, das war ihm ein unlsbares Rtsel. Dass ein frecher Einbruch in den von Maria so treu gehteten Schatz ihrer Jungfrulichkeit erfolgt wre, konnte Joseph nicht glauben. So etwas konnte er gar nicht denken, wollte er auch nicht denken. Aber der Augenschein sprach zu klar dafr. Der einzige Grund, warum er seine Hand zu ehelichem Bunde Maria gereicht hatte, war der, dass er das unbefleckte, jungfruliche Herz Mariens fr immer an sich ketten wollte. Diesen kostbaren Schatz der Jungfrulichkeit hatte Joseph erwerben wollen. Und diesen kostbaren Schatz wollte er Maria behten und beschtzen und bewahren helfen. Und dazu schloss er mit ihr den ehelichen Bund. Die Grundlage dieses Ehebundes war also die gegenseitige Anvertrauung und Behtung des wertvollen Gutes der Jungfrulichkeit. Ist diese Grundlage zerstrt, wenn auch nur auf einer Seite, gleichviel, ob mit oder ohne Schuld, so fehlt ja jeder Halt fr ein weiteres Zusammenbleiben. Eine Trennung ist fr alle Flle angezeigt. Das ist eine Forderung des Gerechtigkeitsgefhls. Joseph aber ist ein gerechter Mann,  wie es ausdrcklich betont wird. Demgem stand rasch sein Entschluss fest.  Nur in welcher Weise er ihn ausfhren sollte, darber war er noch in Zweifel. In heiem Bitten und Flehen mag er sich da an Gott, den einzigen Ratgeber in einem solchen Herzensanliegen, gewandt haben. Aber es war, als ob Gott seine Bitte um Klarheit nicht erhren wollte. Eine Trennung war nach der Ansicht Josephs unbedingt erforderlich, weil es die Gerechtigkeit so verlangte. Von allen Mglichkeiten, die ihm hier offen standen, wollte er jene whlen, durch die er Mara von deren Unschuld er selbstverstndlich berzeugt war, am schonendsten, am liebevollsten behandeln knnte.

Heimlich, ganz im Stillen, unauffllig gedachte er Maria zu entlassen. So weit war sein Entschluss gereift. Mochte es ihm auch noch so tief ins Herz schneiden, einen besseren Ausweg fand er nicht. Die Trostlosigkeit und Herzensqual des hl. Joseph war gro. Den kostbarsten Schatz des liebevollsten und reinsten Herzens Mariae sollte er wieder verlieren!

Doch Gott selbst beendete die harte Probe durch einen Engel, der herniederstieg, um alle Zweifel Josephs zu verscheuchen. Da erschien ihm der Engel des Herrn im Trume und sprach: Joseph, Sohn Davids, frchte dich nicht, Maria, deine Gemahlin, zu dir zu nehmen! Also, Maria ist noch seine Gemahlin, seine unverletzt, treue, jungfruliche Gemahlin und soll es fr immer bleiben. Er soll sie im Auftrag Gottes selber zu sich nehmen. Mehr brauchte es fr den hochbeglckten hl. Joseph nicht, um die volle Ruhe und den Frieden des Herzens in ihm wiederherzustellen. Aber der Engel begngte sich nicht mit dem kurzen Auftrag. Der jungfruliche Brutigam Mariens soll auch den ganzen Sachverhalt kennen. Deshalb gibt der himmlische Bote ihm nun auch genauen Aufschluss, woher das groe Geheimnis stamme, das in der reinsten Jungfrau gewirkt worden ist; und weil Joseph als rechtmiger Gatte nun auch der rechtmige Vater dieses Wunderkindes unter dem Herzen der jungfrulichen Mutter werden soll, so teilt ihm der Engel auch noch den hl. Namen mit, den er dem gttlichen Kind beilegen soll. So also spricht der Engel: Das, was in ihr gezeugt worden ist, stammt vom Hl. Geiste; sie wird einen Sohn gebren, und du wirst ihm den  Namen Jesus geben, denn er wird sein Volk erlsen von seinen Snden. Der Evangelist Matthus fgt diesem Bericht noch die Bemerkung hinzu: Das alles aber ist geschehen, damit erfllt wurde, was vom Herrn durch den Propheten vorausverkndet wurde: Siehe da! Eine Jungfrau wird einen Sohn empfangen und gebren und man wird seinen Namen Emmanuel heien, Gott mit uns! (Mt 1,20-21).

Joseph ist also durch den Engel von Gott selber kundgetan worden, dass mit der wunderbaren Gestaltung der Dinge im Mutterschoe Mariens die seligste Jungfrau in keiner Weise aufgehrt habe, seine Gattin zu sein, sondern dass sie als Gattin mit ihrer gebenedeiten Frucht ihm als dem Gatten und Vater von neuem und endgltig anvertraut werde.

berglcklich mag der hl. Joseph nach dieser Aufklrung, die ihm da aus Engelsmund zuteil geworden war, gewesen sein. Er konnte wohl kaum mehr einschlafen vor Freude und Seligkeit. Und die Zeit konnte er wohl kaum erwarten, bis der neue Tag anbrach. Inzwischen mag das Bild seiner reinsten Braut und Gattin ihm vor Augen geschwebt sein: Ein berlegen ging nochmals durch seinen Sinn ber all die Ereignisse der letzten Zeit. Er hatte sich also nicht getuscht: Maria traf also keine Schuld, auch nicht die geringste, im Gegenteil: Der Allerhchste hatte ihre Jungfrulichkeit besiegelt und gekrnt. Maria, seine Gemahlin, trgt wundersame Frucht unter ihrem unbefleckten Herzen! Sie ist Mutter des verheienen Messias! Der hl. Joseph mag dieses Glck kaum fassen haben knnen. Und hatte der Engel nicht ausdrcklich gesagt: Frchte dich nicht, Maria, diene Gattin zu dir zu nehmen, er htte es jetzt nicht mehr gewagt, sich ihr zu nahen. Ganz gro stand sie jetzt vor ihm, seine vielgeliebte Braut, seine jungfruliche Gattin, die jungfruliche Mutter des menschgewordenen Sohnes Gottes! Und er, St. Joseph, durfte wirklich an ihrer Seite weiter verbleiben, als ihr Gemahl, als Schtzer ihrer Jungfrulichkeit, als Hter ihres und seines Kindes, das da in seine jungfruliche Ehe mit Maria hineingeboren werden wollte.

Joseph mag da bei diesem nchtlichen berlegen die Worte berdacht haben, mit denen er am kommenden Morgen Maria entgegentreten wrde. Vom Wortkargen hl. Joseph sind uns zwar in der Hl. Schrift keine Worte berichtet, aber wenn er gesprochen hat, so mag sein Gru an Maria dem hnlich gewesen sein, den der Engel und den Elisabeth an Maria gerichtet hatten: Ave, Maria, du bist gebenedeit unter den Weibern und gebenedeit ist die Frucht deines Leibes Jesus!

Und mit dieser Begrung war auch schon alles gesagt, was zur Aufklrung fr Maria ntig war. Und sie mag wortlos ihren keuschen Gemahl an ihr unbeflecktes Herz gedrckt haben.

Das war St. Josephs Herz Mariae Verehrung: Dieses stille Glcklichsein und Gesegnetsein an jenem unbefleckten Herzen, unter welchem bereits der fleischgewordene Segen Gottes, die Gnade aller Gnaden, das gttliche Herz Jesu pochte: Das Herz des Kindes, das da als kostbarste Frucht dem gottgesegneten, jungfrulichen Ehebund Mariens und Josephs entsprieen sollte.

Wenn wir es doch erkennen wollten, welch unsagbar groer Segen auf der rechten, durch keine Zweifel ins Wanken zu bringende, innig liebenden Herz Mariae Verehrung ruht! St. Joseph, der erste Herz Mariae Verehrer zeigt es uns!